- Text : Christiane Fux
- Lesedauer : 2 Minuten
Forschende der der University of Michigan haben rund 2.000 Eltern dazu befragt, wann sie zu Fiebermitteln greifen. Jedes dritte befragte Elternteil würde demnach seinem Kind auch bei Werten unter 38 Grad Celsius Fiebersenker geben. Jedes zweite Elternteil greift bei Werten zwischen 38 und 38,8 Grad zu solchen Medikamenten. Tatsächlich angezeigt sind Fiebersenker aber erst bei Temperaturen ab 39 Grad.
Zur schnelleren Genesung tragen Fiebersenkern nämlich nicht bei. Tatsächlich ist eher das Gegenteil der Fall:
Ein niedriges Fieber hilft, die Infektion zu bekämpfen
Kinderärztin Susan Woolford, Leiterin der Umfrage
Der Körper aktiviert bei Fieber mehr weiße Blutkörperchen und Antikörper, die Viren und Bakterien bekämpfen. Umgekehrt können sich Krankheitserreger, die sich auf Bedingungen im menschlichen Körper spezialisiert haben, weniger gut vermehren.
„Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass man mäßiges Fieber vor allem deswegen behandelt, damit sich das Kind besser fühlt“, so die Pädiaterin.
Auch die Abgeschlagenheit, die mit Fieber einher geht, ist zwar unangenehm, dem Heilungsprozess aber ebenfalls dienlich: Wer fiebert, ruht sich aus und schont so seine Kräfte zur Krankheitsabwehr.
Mit Fiebersenkern zu schnell auf den Beinen
Wenn es den Kindern nach Einnahme von Medikamenten merklich besser geht, könnten Eltern zudem versucht sein, ihre Kinder in die Schule oder den Kindergarten zu schicken, obwohl sie das körperlich überfordert – und sie womöglich noch hochgradig ansteckend sind.
Und dann sind da noch die unerwünschten Effekte der Arzneien: „Wie wir wissen, können alle Medikamente Nebenwirkungen haben. Darum wollen wir vermeiden, dass unsere Kinder unnötige Medikamente bekommen“, so Woolford.
Fiebersenkende Medikamente verschleiern Krankheitsursache
Noch ein wichtiger Punkt spricht dagegen, vorschnell Medikamente zu verabreichen: „Medikamente, die zur Senkung der Temperatur eingesetzt werden, bekämpfen auch Schmerzen. Aber die sind oft ein Warnsignal, das hilft, die Quelle einer Infektion zu lokalisieren“, so Woolford.
Durch die medikamentöse Maskierung der Schmerzen könnten fiebersenkende Medikamente die Diagnosestellung und eine eventuell erforderliche Behandlung verzögern.
Wann sollen Eltern Fiebersenker geben?
Dabei geht es nicht darum, Fiebersenker möglichst zu vermeiden: Ab 39 Grad sind sie durchaus angebracht. Alternativ senken aber auch Hausmittel wie Wadenwickel die Temperatur.
Auch, wenn Kinder erkennbar deutlich unter einer erhöhten Temperatur unterhalb von 39 Grad leiden, müssen Eltern ihren Fiebersenker nicht verwehren. Ebenso, wenn es darum geht, Schmerzen zu lindern und die fiebersenkende Wirkung ein Nebenaspekt ist.
Die Medizinerin empfiehlt Eltern, die Gabe fiebersenkende Medikamente zur protokollieren. Dazu gehört, die Temperatur vor der Einnahme zu messen und den Zeitpunkt der Einnahme zu notieren. Das hilft den Überblick zu bewahren, wenn das Fieber länger andauert.
Eltern von Kleinkindern sollten zudem vermeiden, fiebersenkende Medikamente zusammen mit Erkältungsmedikamenten zu geben. Dabei droht die Gefahr einer Überdosierung.
Wann wird ärztlicher Rat nötig?
Als Faustregel gilt: Je jünger das Kind ist, desto eher müssen Sie einen Arzt oder eine Ärztin hinzuziehen.
Bei Säuglingen und Neugeborenen bis zu drei Monaten sollten Sie bei jedem Anzeichen von Fieber ein Arzt aufsuchen.
Bei Kindern im Alter von 4 bis 12 Monaten sollten Eltern einen Arzt kontaktieren, wenn Fieber von Anzeichen wie verminderte Aktivität, erhöhte Unruhe oder verminderte Urinausscheidung begleitet wird. Das gilt auch, wenn ihr Kind Anzeichen von Schmerzen hat oder sich nicht erholt, obwohl die Temperatur sinkt.
Eltern sollten einen Arzt kontaktieren, wenn das Fieber 40 Grad erreicht. Ebenso, wenn es über einen längeren Zeitraum anhält – bei Kindern unter zwei Jahren mehr als 24 Stunden, bei Kindern ab zwei Jahren mehr als drei Tage.
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