Gesundheit

Kind spielt Schlagzeug mit Vater
19. März 2024

Musizieren hält das Hirn jung

Menschen, die in ihrer Jugend ein Instrument erlernt haben, profitieren davon noch Jahrzehnte später: In kognitiven Tests schneiden sie besser ab als Gleichaltrige ohne musikalische Fertigkeiten.

  • Text : Christiane Fux
  • Lesedauer : 2 Minuten

Zu dieser Erkenntnis kam ein britisches Forschungsteam, als es die Daten der britischen „PROTECT UK“-Studie auswertete. Dabei handelt es sich um eine auf 25 Jahre angelegte Langzeitstudie, die im Jahr 2015 gestartet wurde und seither mehr als 45.000 Teilnehmende begleitet. Mindestens einmal im Jahr absolvieren die über 40-jährigen Männer und Frauen einen Test zu ihrer geistigen Leistungsfähigkeit.

Rund 1500 von ihnen folgten dem Aufruf zu einer Online-Befragung zu ihrer musikalischen Vorgeschichte. Sie beantworteten beispielsweise Fragen dazu, ob und – wenn ja – wann und wie lange sie Musikunterricht gehabt hatten, wie viele Jahre sie seither musikalisch aktiv gewesen waren und welche Instrumente sie beherrschten. Auch Gesangsaktivitäten sowie das Musikhören, also die passive Beschäftigung mit Musik, wurden erfragt.

Insgesamt hatten 89 Prozent der Teilnehmer der Online-Befragung Erfahrung mit dem Spielen eines Musikinstruments, 44 Prozent musizierten immer noch. Dass so viele Teilnehmer ehemalige oder aktive Musiker waren, mag auf das Thema der Befragung zurückzuführen sein.

Musizieren verbessert die Hirnfunktion noch nach Jahrzehnten

Ein Abgleich mit den verschiedenen kognitiven Fähigkeiten ergab, dass Menschen, die in ihrer Jugend ein Musikinstrument erlernt oder gesungen hatten, im Schnitt bessere Leistungen erzielten als Personen gleichen Alters mit ähnlichem soziokulturellem Hintergrund. Sie schnitten in Gedächtnistests besser ab und konnten komplexe Aufgaben besser lösen, eine Fähigkeit, die in der Kognitionsforschung als exekutive Funktion bezeichnet wird.

Das zeigte sich besonders deutlich bei den Menschen, die noch immer musikalisch aktiv waren. Aber auch wer seit der Jugend nicht mehr musiziert hatte, profitierte noch. Am stärksten war der Effekt bei Menschen, die ein Tasteninstrument wie Klavier oder Akkordeon spielten, gefolgt von Blasinstrumenten.

Ein Beleg dafür, dass Musizieren die Hirnleistung stärkt, ist das indes noch nicht. Möglich wäre auch, dass Menschen mit größerer Hirnkapazität sich stärker für das Erlernen eines Instruments interessieren.

Kognitive Reserve durch anspruchsvolle Lernprozesse

Allerdings gibt es eine Erklärung dafür, auf welchem Wege das Musizieren die Hirnleistung stärken könnte: Es baut sich dadurch möglicherweise eine sogenannte kognitive Reserve auf.

Vernetzung von Nervenzellen

Ebenso wie das Erlernen von Sprachen oder anderen geistig anspruchsvollen Aktivitäten könnte auch das Erlernen eines Instruments die Vernetzung der Nervenzellen im Gehirn fördern und so das Hirnvolumen messbar erhöhen. Bei altersbedingtem Abbau der Hirnstrukturen haben Menschen mit größerer kognitiver Reserve daher bessere Möglichkeiten, diesen Verlust zu kompensieren, so eine weithin verbreitete Mutmaßung.

Schon früher hätten Studien einen positiven Zusammenhang zwischen dem Spielen eines Musikinstruments und verschiedenen kognitiven Aspekten festgestellt, schreiben die Autorinnen und Autoren. Eine kürzlich durchgeführte Meta-Analyse habe ergeben, dass das Spielen eines Musikinstruments das Risiko von leichten kognitiven Störungen und Demenz verringern kann.

Schon ein paar Jahre reichen

Beachtlich ist, dass das musikalische Engagement sich offenbar nicht einmal über besonders viel Zeit erstrecken muss, damit sich ein positiver Langzeiteffekt zeigt: Die meisten Teilnehmenden hatten nur für einige Jahre – meist waren es fünf oder weniger – musiziert. In den Jahren, in denen sie regelmäßig ein Musikinstrument spielten, übten 37 Prozent der Teilnehmer lediglich zwei bis drei Stunden pro Woche auf ihren Instrumenten, 27 Prozent sogar noch seltener.

Wir glauben, dass Musik eine Möglichkeit sein könnte, die Beweglichkeit und Widerstandsfähigkeit des Gehirns, die sogenannte kognitive Reserve, zu nutzen.

Forschungsteam „PROTECT UK“

„Zwar sei die beobachtete Effektstärke nur gering, auf die breite Bevölkerung bezogen könnte eine Förderung der musikalischen Erziehung in jungen Jahren aber erhebliche positive Auswirkungen haben.

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