Gesundheit

Frau mit Brille
4. Juli 2024

Ist bald die halbe Welt kurzsichtig?

Der Lockdown während der Corona-Pandemie hat ein wachsendes Problem weiter verschärft: Kinder leiden zunehmend an Kurzsichtigkeit, weil sie sich zu viel drinnen aufhalten - und zu viel auf Bildschirme starren. Dabei könnte eine überraschend einfache Maßnahme Abhilfe schaffen!

  • Text : Marketing der ALH Gruppe
  • Lesedauer : 3 Minuten

Das Starren auf Smartphones und Tablets verändert Kinderaugen: Liegen nur 30 Zentimeter oder weniger zwischen Auge und Bildschirm, wächst der Augapfel in die Länge. Eigentlich eine gute Sache, denn so passt sich das Auge an das Sehen auf kurze Distanzen an. Weniger vorteilhaft ist allerdings, dass sich weiter entfernte Objekte nur noch unscharf und verschwommen wahrnehmen lassen – ein Zustand, der als Kurzsichtigkeit oder Myopie bekannt ist.

Kurzsichtigkeit wird selbst zur weltweiten Pandemie

Bereits vor der Covid-19-Pandemie war Kurzsichtigkeit auf dem Vormarsch: Prognosen gingen damals davon aus, dass im Jahr 2050 etwa die Hälfte der Weltbevölkerung kurzsichtig sein wird.

Nach Angaben der Fachzeitschrift Nature sind derzeit etwa 30 Prozent der Menschen weltweit betroffen. Experten schätzen mittlerweile, dass sich die Fallzahlen – auch durch den Einfluss der Lockdowns – sogar noch dramatischer entwickeln dürften.

30 %

Betroffen

von Kurzsichtigkeit

Lockdowns förderten Kurzsichtigkeit

Homeschooling, Spielen am Smartphone und mangelnde Zeit im Freien während des Corona-Lockdowns hatten deshalb gravierende Folgen für Kinderaugen: Die Zahl der kurzsichtigen Kinder ist Studien zufolge weltweit stark gestiegen.

Eine Untersuchung aus Hongkong zeigte, dass sich die Häufigkeit krankhaft vergrößerter Augäpfel bei Sechsjährigen im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie fast verdoppelt hat.

Die Ergebnisse dieser Querschnittstudie lassen darauf schließen, dass es sich nicht um ein kurzfristiges Phänomen handelt: Auch nach Aufhebung der Covid-19-Beschränkungen waren Kinder häufiger von Myopie betroffen als vor der Pandemie.

Kurzsichtigkeit vorbeugen:
Eigentlich simpel

Forscherinnen und Forscher kennen längst ein wirksames Mittel, um das pathologische Wachstum des Augapfels bei Kindern zu verhindern: Studien zeigen, dass bereits eine zusätzliche Stunde im Freien das Risiko für Kurzsichtigkeit deutlich senken kann.

Warum das so ist – darüber sind sich Forschende allerdings nicht einig.

Das Auge ist von Natur aus auf Fernsicht eingestellt. Fokussiert es auf ein nahes Objekt, sorgen Augenmuskeln und -fasern dafür, dass sich die Linse stärker krümmt. Das ist auf Dauer anstrengend. Daher wächst der Augapfel bei häufiger Fokussierung auf nahe Objekte in die Länge. Wird er zu lang, hat das eine Kurzsichtigkeit zur Folge. Um das zu verhindern, erhält das Organ normalerweise Stopp-Signale.

Die gängige Erklärung für die positive Wirkung eines Aufenthalts im Freien auf das Auge ist, dass diese Stopp-Signale von der Exposition mit Sonnenlicht herrühren. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vermuten, dass der Neurotransmitter Dopamin als Reaktion auf eine helle Umgebung verstärkt ausgeschüttet wird und den Wachstumsstopp auslöst.

Eine andere Theorie besagt, dass der Schutzmechanismus weniger mit Licht zusammenhängt: Vielmehr seien Unschärfemuster verantwortlich, die durch verschiedene visuelle Umgebungen auf der Netzhaut auftreten. Die vielen Details in der Natur verschmelzen dabei zu einem einheitlichen Bild, das dem Auge signalisiert, mit dem Wachsen aufzuhören.

Wissenschaft tüftelt an Alternativen

Weil viele Kinder heutzutage nicht ausreichend Zeit im Freien verbringen, suchen Forschende nach Möglichkeiten, das „Draußen“ nach drinnen zu bringen. Die Ideen reichen vom Einsatz hellerer oder natürlicher Lichtquellen in Klassenzimmern bis hin zu Tapeten, die natürliche Landschaften abbilden.

Die günstigste und gesündeste Lösung liegt für Expertinnen und Experten jedoch auf der Hand. Verbände der Augenärzte raten dazu, dass Kinder so wenig Zeit wie möglich vor Bildschirmen verbringen und sich idealerweise mindestens zwei Stunden am Tag im Freien aufhalten sollten.

Kurzsichtigkeit verläuft nicht immer harmlos

Kurzsichtigkeit bedeutet heutzutage keine körperlichen Einschränkungen mehr: Das scharfe Sehen in der Ferne wird mit Sehhilfen sichergestellt.

Trotzdem raten Fachleute dazu, Kurzsichtigkeit bei Kindern möglichst zu verhindern. Denn bei starker Myopie steigt das Risiko für ernste Folgeerkrankungen im Erwachsenenalter, etwa Netzhautablösung und Makuladegeneration.

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