Arbeitswelt

Frau arbeitet an höhenverstellbarem Schreibtisch
30. Oktober 2024

Stehen: Kein Herzschutz, dafür mehr Thrombosen

Sind Menschen, die beispielsweise im Stehen arbeiten, gesünder als jene, die sitzen? Das Fazit: Eher nicht. Stattdessen gibt es zusätzliche Risiken. Was wirklich hilft: Bewegung.

  • Text : Christiane Fux
  • Lesedauer : 2 Minuten

„Sitzen ist das neue Rauchen“ – so lautet ein Gesundheitsslogan, der auf die Risiken eines überwiegend sitzenden Lebens- und Arbeitsstils hinweist. Unter anderem steigt dadurch das Risiko für Typ-2-Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und die Lebenserwartung insgesamt verkürzt sich.

So mancher Bürotätige hat sich daraufhin einen Stehtisch zugelegt. Forschende der University of Sydney haben daraufhin untersucht, ob Stehen im Vergleich zum Sitzen einen positiven Effekt auf die Herz-Kreislauf-Gesundheit hat.

Zu viel stehen ist fürs Herz so schädlich wie zu viel sitzen

Das Ergebnis wird so manchen enttäuschen: Das Risiko für Koronare Herzerkrankung (KHK), Schlaganfall oder Herzschwäche sinkt beim Stehen im Vergleich zum Sitzen nicht. Für Teilnehmende, die mehr als 12 Stunden am Tag statisch in einer beliebigen Position verbrachten, stieg das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen grundsätzlich. Konkret erhöhte es sich mit jeder weiteren Stunde um 15 Prozent – und zwar unabhängig davon, ob sie überwiegend standen oder saßen.

Vor allem aber steigt durch langes Stehen das Risiko für Venenerkrankungen wie Krampfadern und Thrombosen. Ab einer Zeit von zwei Stunden täglichem Stehen erhöhte es sich mit jeder zusätzlichen im Stehen verbrachten Stunde um 11 Prozent.

Die wichtigste Erkenntnis ist, dass zu langes Stehen keine Alternative für einen überwiegend sitzenden Lebensstil darstellt

Studienautor Dr. Matthew Ahmadi

Für die Studie hatte das Team Daten der britischen Biodatenbank (UK Biobank) zu mehr als 83.000 Erwachsenen über einen Zeitraum von bis zu acht Jahren ausgewertet. Sie alle waren zu Beginn der Studie herzgesund.

Sitzend, stehend oder in Bewegung?

Ihr Bewegungsverhalten wurde mit einem entsprechenden Tracker am Handgelenk durchgehend über einen Zeitraum von sieben Tagen gemessen. Mithilfe eines zuvor erstellten Algorithmus auf Basis künstlicher Intelligenz ließ sich unterscheiden, ob die Menschen die Zeit im Sitzen, Stehen oder in Bewegung verbrachten.

Wer gesund bleiben will, kommt demnach nicht umhin, sich ausreichend zu bewegen. Besonders ungünstig wirkt sich offenbar Dauersitzen oder -stehen aus.

Bewegungshäppchen über den Tag verteilen

Das Team empfiehlt Menschen, die regelmäßig lange sitzen oder stehen, sich über den Tag verteilt immer wieder zu bewegen.

„Für Menschen, die regelmäßig lange Zeit sitzen, könnten über den Tag verteilte Bewegung und gezielte Übungen eine bessere Möglichkeit sein, das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu reduzieren“, sagt Studienleiter Prof. Emmanuel Stamatakis.

„Machen Sie regelmäßig Pausen, gehen Sie umher, absolvieren sie Meetings im Gehen“, schlägt er vor.

Weitere Tipps der Forschenden für mehr Bewegungshäppchen zwischendurch: „Benutzen Sie die Treppe, machen Sie regelmäßig Pausen, wenn Sie lange Strecken fahren, oder nutzen Sie die Mittagspause, um vom Schreibtisch wegzukommen und sich etwas zu bewegen.“

Sechs intensive Bewegungsminuten am Tag

Eine Arbeit des Forschungsteams aus dem Sommer ergab, dass etwa sechs Minuten intensive körperliche Aktivität oder 30 Minuten mäßige bis intensive körperliche Betätigung das Risiko für eine Herzerkrankung senken könnten. Das gilt den Forschenden zufolge selbst für Menschen, die sich mehr als elf Stunden lang wenig bewegten.

Die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation WHO unterscheiden sich davon ein wenig: Mindestens 150 Minuten pro Woche mäßiges oder 75 Minuten intensives Training pro Woche werden als gesundheitsförderlich angesehen.

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