- Text : Marketing der ALH Gruppe
- Lesedauer : 2 Minuten
Was zeigen die neuen Studien?
Die Impfung gegen Varizella-Zoster, das Virus, das sowohl Windpocken als auch Gürtelrose verursacht, senkt offenbar auch das Risiko, an Demenz zu erkranken. Sowohl eine britische als auch eine australische Untersuchung, beide veröffentlicht in renommierten internationalen Fachmagazinen, konnten den Zusammenhang belegen.
Besonders aussagekräftig waren die Ergebnisse durch das spezielle Studiendesign: In Wales galt seit 2013 eine Impfregelung, nach der ausschließlich Menschen unter 80 Jahren die Impfung gegen Gürtelrose kostenlos erhielten. Damit ergaben sich zwei vergleichbare Gruppen: Geimpfte unter 80 und Nicht-Geimpfte über 80. Nach einer Beobachtungszeit von sieben Jahren zeigte sich: Die geimpften Personen hatten seltener eine Demenz entwickelt. Ihr Risiko war um rund 20 Prozent geringer. Bei Frauen war der Effekt noch ausgeprägter. Eine vergleichbare Impfregelung gab es auch in Australien: Seit 2016 hatten nur Menschen zwischen 70 und 79 Jahren Zugang zur Impfung. Auch hier zeigte sich ein Zusammenhang zwischen Impfung und niedrigerem Demenzrisiko – in diesem Fall bei beiden Geschlechtern.
Forschende kommen zu dem Schluss:
Da der Effekt in zwei verschiedenen Kontinenten und Ländern mit unterschiedlichen Gesundheitssystemen beobachtet wurde, gilt ein Zusammenhang zwischen der Impfung und dem Demenzschutz als wahrscheinlich.
Was ist Varizella-Zoster?
Das Varizella-Zoster-Virus gehört zur Familie der Herpesviren. Es löst zunächst Windpocken aus und verbleibt anschließend lebenslang inaktiv, sozusagen im Ruhezustand, im Nervensystem. Wird es später im Leben erneut aktiviert – etwa durch eine Schwächung des Immunsystems, Stress oder durch andere Faktoren – kann es zu einer schmerzhaften Gürtelrose kommen. Herpesviren stehen bereits seit Längerem im Verdacht, an der Entstehung einer Demenz beteiligt zu sein. Überlegungen, dass eine Impfung gegen das Zoster-Virus auch einen Schutz vor Demenz bieten könnte, gibt es daher schon seit einigen Jahren.
Was hat eine Impfung gegen Varizella-Zoster mit Demenz zu tun?
Sowohl die Autorinnen und Autoren der beiden Studien als auch Wissenschaftler, die an den Studien nicht beteiligt waren, sehen in den neuen Daten klare Hinweise darauf, dass die Impfung gegen das Virus auch das Demenz-Risiko senkt. Allerdings ist der genaue Mechanismus – also das Wissen, warum genau das so ist – noch nicht bekannt.
Die wahrscheinlichste Erklärung ist: Die Impfung kann eine Gürtelrose verhindern – und damit auch die Reaktivierung des Virus in den Nervenzellen. Eine Reaktivierung von Viren kann entzündliche Prozesse im Nervensystem auslösen, die wiederum das Entstehen einer Demenz oder aber das Fortschreiten einer beginnenden Demenz begünstigen.
Welche Fragen sind noch ungeklärt?
Neben dem bisher nicht bekannten biologischen Mechanismus des Schutzes, dreht sich eine weitere ungeklärte Frage um den Impfstoff selbst:
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In den Studien in Wales und Australien hatten die Studienteilnehmer den älteren Impfstoff Zostavax, ein Lebendimpfstoff, erhalten.
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Für Impfungen in Deutschland wird jedoch ein neuerer Impfstoff, der Totimpfstoff Shingrix, verwendet.
Ob und wie stark dieser ebenfalls vor einer Demenz schützen könnte, muss in künftigen Studien untersucht werden. Erste Hinweise aus US-amerikanischen Studien lassen jedoch den Schluss zu, dass dieser ebenfalls eine Schutzwirkung vor Demenz entfalten könnte.
Für wen ist die Gürtelrose-Impfung empfohlen?
In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) seit 2018 den Herpes-Zoster-Totimpfstoff Shingrix für alle Menschen ab 60 Jahren sowie für Risikogruppen ab 50 Jahren – etwa bei chronischen Erkrankungen oder geschwächtem Immunsystem. Eine Anpassung der Impfempfehlung basierend auf den aktuellen Erkenntnissen gibt es bislang nicht.
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