- Text : Marco Gottschling
- Lesedauer : 2 Minuten
Im Interview mit unserem Nachhaltigkeitsbeauftragten Marco Gottschling erklärt Prof. Dr. Dr. Alexander Brink, Professor für Wirtschafts- und Unternehmensethik an der Universität Bayreuth, warum sich Versicherer intensiv mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzen sollten, wie nachhaltig die Branche bereits ist – und welche Rolle Vermittlerinnen und Vermittler auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit spielen.
Herr Professor Brink, was verstehen Sie unter Nachhaltigkeit, und warum müssen sich gerade Versicherer mit diesem Thema beschäftigen?
Prof. Alexander Brink: Per Definition ist Nachhaltigkeit ein Handlungsprinzip, bei dem eine dauerhafte Bedürfnisbefriedigung durch die Bewahrung der Regenerationsfähigkeit gewährleistet werden soll. Vereinfacht gesagt heißt das: Hole nie mehr Bäume aus dem Wald als nachwachsen. Es geht also darum, dass wir mit nachhaltigem Handeln Vorsorge und Risikoschutz betreiben. Damit sind wir auch schon bei der Kernkompetenz der Versicherungsbranche – und bei Unternehmen. Sie bemessen ihren Erfolg heute nicht mehr nur an Gewinnen und Marktanteilen, sondern zugleich an ökologischen und sozialen Kriterien, die die Vereinten Nationen in ihren 17 Nachhaltigkeitszielen, den Sustainable Development Goals (SDG), zusammengefasst haben. Die reine Business-Fokussierung ist damit passé. Wir befinden uns mitten in der Nachhaltigkeitstransformation. Unternehmen denken langfristig und stellen sich so auf, dass sie auch noch in der nächsten und übernächsten Generation existieren. Es geht ihnen um ihre „Enkelfähigkeit“. Darum muss die Versicherungsbranche ihnen nachhaltige Lösungen anbieten.
Nachhaltigkeit ist also kein Trend, der wieder vergeht?
Brink: Nachhaltigkeit steht nicht mehr unter Irrelevanz-Verdacht. Das Thema ist kein Trend, sondern hochrelevant und wird uns in den nächsten Jahren und Jahrzehnten intensiv beschäftigen.
Welche Versicherungsprodukte können denn nachhaltig sein, und welche Merkmale machen sie so besonders nachhaltig?
Brink: Versicherungsprodukte sind vom Zweck her betrachtet meistens nachhaltig. Denn bei Versicherungen geht es um Schadenvermeidung, und das ist nachhaltig. Offenkundig ist das bei Lebens- und Krankenversicherungen, die soziale Nachhaltigkeitsaspekte beinhalten. Auch Sachversicherungen enthalten nachhaltige Elemente, die dazu beitragen, Schäden von vornherein zu vermeiden, entstandene Schäden nachhaltig zu beheben oder Kunden durch Rabatte zu nachhaltigem Verhalten zu bewegen. So zielen beispielsweise Kfz-Versicherungsrabatte für E-Autos oder für Bahncard-Inhaber auf nachhaltiges Kundenverhalten und damit auf den Klimaschutz.
Was ist aus Ihrer Sicht das beste Beispiel für die Nachhaltigkeitsbestrebungen der ALH Gruppe?
Brink: Gelungene Beispiele für Nachhaltigkeit in der ALH Gruppe sind die betrieblichen Kranken- und Pflegeversicherungsprodukte der Halleschen. Wir haben die Produkte FEELfree, FEELcare und FEELfree:up auf ihre Nachhaltigkeit untersucht und herausgearbeitet, dass sie auf die Nachhaltigkeitsziele Armutsbekämpfung, Gesundheitsförderung und damit auch auf das Ziel der Menschenwürde einzahlen. In Kombination mit der Hallesche4u-App für Kunden, der digitalen Alternative zum Papier, tragen die Produkte zusätzlich zum Klimaschutz und damit zum Erreichen eines weiteren Nachhaltigkeitsziels bei. Damit sind mit nur einem Versicherungsprodukt vier SDGs angesprochen.
Welche Rolle spielen Vermittler beim Thema Nachhaltigkeit?
Brink: Sie sind der entscheidende Punkt. Denn Vermittlerinnen und Vermittler arbeiten an der Schnittstelle zwischen Versicherungen und Firmen- und Privatkunden. Sie pflegen den direkten Kontakt, es kommt auf ihre Beratungsleistung an. Sie sind der Schlüssel zur Nachhaltigkeit.
Auf dem Weg vom Kostenerstatter zum Substanzerhalter
Prof. Dr. Dr. Brink hat im Rahmen der Roadshow der AL-Sach 2023 einen Videovortrag zum Thema Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche gehalten.
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