Gesundheit

Mikroplastik im Essen: Burger aus Plastiktüten
20. Juni 2024

Warum wir uns oft vor dem Falschen fürchten

Antibiotikaresistenzen, Mikroplastik oder Pestizide beunruhigen viele Menschen. Andere Gesundheitsrisiken sorgen uns dagegen weniger – obwohl sie viel häufiger sind. Zwischen gefühltem und tatsächlichem Risiko liegt oft eine erhebliche Diskrepanz. Woran liegt es, dass wir Gesundheitsrisiken oft so verzerrt wahrnehmen?

  • Text : Marketing der ALH Gruppe
  • Lesedauer : 2 Minuten

Vor welchen Risiken wir uns fürchten

In regelmäßigen Abständen befragt das Bundesinstitut für Risikobewertung BfR Verbraucherinnen und Verbraucher nach Gesundheitsrisiken, die ihnen die größten Sorgen bereiten. Im jüngsten Bericht auf den drei vordersten Plätzen:

  • Unerwünschte Stoffe im Allgemeinen

  • Bestimmte Nährstoffe wie Zucker, Fett und Salz

  • Kunst- und Zusatzstoffe in Nahrungsmitteln

Pestizide wurden ebenfalls häufig benannt. Andere Umfragen zeigen: Auch Antibiotikaresistenzen und Mikroplastik in Nahrung und Kosmetik bereiten vielen Menschen Sorgen.

Wenngleich viele der benannten Themen tatsächlich besorgniserregend sind – rein statistisch betrachtet stellen sie für uns aktuell nicht die größten Risiken dar. Zwischen gefühltem und tatsächlichem Risiko liegt eine Diskrepanz – eine Täuschung, die menschlich ist.

Die wahren „Killer“

Was sind die tatsächlichen Risiken? Die meisten Menschen sterben hierzulande an Herz-Kreislauferkrankungen, an Platz zwei stehen die Krebsleiden. Diese Erkrankungen entstehen in einem Zusammenspiel von vielen Faktoren – manche lassen sich leider nicht vermeiden, andere hingegen schon. Zu den wichtigsten vermeidbaren Faktoren zählen:

  • Tabakkonsum

  • Alkoholkonsum

  • Übergewicht

  • Ernährung mit geringem Obst- und Gemüseanteil und hohem Anteil von rotem Fleisch und Wurst

  • Bewegungsmangel

Das Deutsche Krebsforschungszentrum DKFZ schätzt, dass sogar rund ein Drittel aller Krebserkrankungen durch Verhaltensänderungen vermeidbar wären.

Warum nehmen wir Risiken verzerrt wahr?

Wie Menschen Risiken einschätzen, hängt von verschiedenen psychologischen Faktoren ab. Beispielsweise davon, ob es sich um ein Risiko handelt, das sie freiwillig eingehen und von dem sie meinen, dass sie es selbst beeinflussen können.

Unser tägliches Zuwenig an Sport und Bewegung, der Wein jeden Abend, und der Verzicht auf jährliche Grippeimpfung beunruhigen uns deshalb weniger – wir wissen, dass diese Verhaltensweisen nicht gut sind, unterschätzen aber oft die Größenordnung des daraus folgenden Risikos. Zudem lassen sich schleichende Risiken wie etwa jene durch falsche Ernährung oder Bewegungsmangel leicht verdrängen.

Hingegen beunruhigen uns Bedrohungen wie unerwünschte Substanzen in der Nahrung oder Antibiotikaresistenzen vergleichsweise stark – sie kommen von außen und sind der Kontrolle des Einzelnen entzogen. Daher neigen wir dazu, ihre Gefahr für uns selbst zu überschätzen.

Wir alle haben eine „Optimismus-Verzerrung“

Viele Menschen schätzen ihr eigenes Risiko, an einer Krankheit zu erkranken oder einen Schaden zu erleiden, als geringer ein als das von anderen. Dieses Phänomen nennt sich in der Psychologie „Optimismus-Verzerrung“ – fast alle Menschen neigen dazu.

Optimismus ist grundsätzlich etwas Gutes, da er uns hilft, motiviert zu bleiben und mit schwierigen Situationen fertig zu werden. Andererseits aber sorgt die Optimismus-Verzerrung beispielsweise dafür, dass wir Verhaltensweisen, die wir selbst zum Wohle unserer Gesundheit beachten sollten, nicht oder zu spät umsetzen.

Das Präventionsparadox

Ob regelmäßige Impfungen gegen Grippe, Corona oder andere Erkrankungen: Manche Menschen sind impfmüde oder lassen sich sogar aus Überzeugung nicht impfen. Hier wirkt oft das so genannte Präventionsparadox: Weil durch Impfungen Infektionskrankheiten weniger schwer verlaufen, oder sogar vollständig verhindert werden, verlieren wir das Gefühl für die Gefahren, die diese Erkrankungen ohne Impfungen mit sich bringen würden.

So kann der Eindruck entstehen, dass die Impfung selbst riskanter sein könnte als die Krankheit, gegen die die Impfung schützt. Tatsächlich aber erhalten Impfungen nur eine Zulassung, wenn sie ein sogenanntes positives Nutzen-Risiko-Verhältnis nachweisen können: Der Nutzen durch die Impfung muss für die Bevölkerung deutlich größer sein als der Schaden durch mögliche Nebenwirkungen.

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